Jeder, der schon einmal einen Manga gelesen oder einen Anime gesehen hat, kennt die übergroßen Kulleraugen, die die meisten Figuren haben. Was heutzutage so typisch ist für japanische Comics, hat urspünglich ein Zeichner erfunden – Osamu Tezuka.
Jetzt wird vermutlich nicht gleich jeder sagen, ja natürlich, Tezuka, den kennt man ja. Tatsächlich ist Osamu Tezuka ausserhalb von Japan bei weitem nicht so bekannt wie innerhalb des Landes. Dort galt er schon zu Lebzeiten als Gott des Manga und mittlerweile verleiht die japanische Zeitung Asahi Shimbun alljährlich den Osamu-Tezuka-Kulturpreis.
Wenn man allerdings einige der bekanntesten Figuren Tesukas wie Astro Boy oder Kimba, den weißen Löwen erwähnt, hat man von diesen oft schon gehört. Neben seinem typischen Zeichenstil, mit dem er unzählige spätere japanische Zeichner inspirierte, hat er auch entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung des Anime gehabt, in dem er seine Manga verfilmte.
Osamu Tezuka – Gott des Manga
Die Serie zu Astro Boy von 1963 war der erste Anime, der speziell als Fernsehserie produziert wurde. Mittlerweile gibt es zu fast jedem erfolgreichen Manga eine Fernesehserie und so erstaunt es nicht, dass Osamu Tezuka oft als japanischer Walt Disney betrachtet wird. Schließlich ist es vor allem ihm zu verdanken, dass sich eine ganze Unterhaltungsindustrie entwickeln konnte.
Das Gesamtwerk Tezukas ist unglaublich umfangreich. Auch seine Themen sind sehr unterschiedlich und facettenreich. Während Astro Boy, die Geschichte des kindlich aussehenden Roboterjungen, noch sehr viel auf Action setzt, zeichnet er später beispielsweise einen Manga zum Leben und Wirken Siddharta Gautamas, des späteren Buddha und Begründer des Buddhismus.
Sein Zeichenstil hat einen hohen Wiedererkennungswert, ändert sich aber im Laufe seines Lebens spürbar. Tezukas Anfangswerk ist geprägt von kindlich aussehenden Figuren mit riesigen Augen, während seine Arbeiten ab 1970 sehr viel näher an der Realität orientiert sind. Dazu passend verändern sich auch seine Geschichten von Science Fiction hin zu historischen Themen.
Typisch für Tezuka ist es, dass einige seiner Charaktere in vielen Geschichten auftauchen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. So ist ein Junge namens Kenichi oft der Hauptcharakter, beispielsweise in Metropolis und bei Kimba, der weiße Löwe. Tezuka zeichnete sehr oft und sehr viel. Dabei arbeitete er häufig an bis zu drei seiner Serien gleichzeitig, um im Falle eines Mangels an Inspiration jederzeit wechseln zu können.
Wie wichtig Osamu Tezuka für die Entwicklung von Manga und Anime war, erkennt man daran, dass noch heute, Jahre nach seinem Tod im Jahr 1989, noch Geschichten von ihm neu verfilmt werden. So gab es im Jahr 2001 einen Film zum Manga Metropolis von 1949, der in deutscher Sprache wegen rechtlicher Probleme Robotic Angel genannt wurde und 2009 wurde zu Astro Boy ein computeranimierter Film produziert.
Leider ist bis heute nur sehr wenig von Osamu Tezukas Gesamtwerk hierzulande veröffentlicht worden, so ist beispielsweise Hi no Tori unter dem Namen Phoenix bisher nur auf englisch erhältlich und auch Buddha sucht man vergeblich in deutscher Sprache.