Yankee, Desperado, Rebell: Leutnant Blueberry

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Viele, die in den Sechzigerjahren geboren wurden, werden sich noch gut an ihn erinnern: Leutnant Blueberry. Seine Abenteuer erschienen im Comic-Magazin ZACK. In ihnen zeigte sich ein Held, der weitaus komplexer daherkam als viele andere gezeichnete Figuren jener Zeit.

Yankee, Desperado, Rebell: Leutnant Blueberry

Die Nouvelle Vague als Inspiration

„Ballade für einen Sarg“, „Der einsame Adler“, „Aufruhr im Westen“: So hießen die Bände, in denen Leutnant Blueberry seine Abenteuer erlebte: Oft auf dem Pferd, mit Südstaatlern und Indianern, Colt und Winchester.

Doch Blueberry schoss und ritt nicht nur als politisch korrekter Westernheld durch seine Abenteuer, sondern rauchte, poussierte und pokerte auch in den Saloons – in einer Zeit, in der es noch keine Automatenspiele und Online-Games gab. Das gab den Storys den Realismus. Der war nicht ungewollt, denn die bartstoppelige Heldenfigur mit dem schwarzen Schopf ist den rebellischen Charakteren der Nouvelle Vague entlehnt, der „neuen Welle“ des französischen Kinos in den späten Fünfzigerjahren. Der belgische Comicautor Jean-Michel Charlier verlegte sie mit der Blueberry-Figur 1963 ins Western-Szenario. Sein zeichnerischer Partner war dabei der legendäre Jean Giraud (a.k.a. „Möbius“). So kam es auch nicht von ungefähr, dass in den ersten Blueberry-Storys das Gesicht des jungen Helden eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Jean-Paul Belmondo aufwies, der damals gerade seinen Durchbruch auf der Leinwand hatte.

Storys mit realistischem Szenario

Die komplexen Geschichten und der realistische Zeichenstil fanden in Frankreich und Deutschland schnell ihre Fangemeinde. Die ersten Storys waren noch im Genre der US-Kavalleriewestern angesiedelt, um später Einflüsse der damals populären Italo-Western in sich aufzunehmen. Spätestens hier verabschiedeten sich Zeichner und Autor vom Image des sauberen US-Westernfilmhelden der Fünfzigerjahre, und ein stoppelbärtiger, wortkarger Realismus machte sich breit. Dazu passte auch, dass das tradierte Bild der US-amerikanischen Ureinwohner nun wesentlich differenzierter dargestellt wurde. Die eine oder andere Figur brachte dabei eine leichtere Note in die Blueberry-Westernwelt: So tauchte als Nebencharakter der trinkfreudige Goldgräber Jimmy McClure auf, der etwas Komik in die Blueberry-Comics brachte.

Komplexe Erzählstränge

Die Abenteuer des Leutnant Blueberry haben meistens einen Zyklus von drei bis fünf Alben. Das gibt ihnen Raum für viele Nebenstränge mit zahlreichen Figuren. Unter ihnen befinden sich viele Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, die in die Storys eingepflegt wurden. Zu ihnen gehören der Nordstaatengeneral Ulysses Grant ebenso wie Doc Holiday, Wyatt Earp, der US-Präsident Abraham Lincoln sowie die Häuptlinge Geronimo und Cochise.

Wer bisher noch nicht mit dem Genre des Western-Comics in Berührung gekommen ist, sollte einen dieser Comic-Klassiker ruhig einmal in die Hand nehmen.

Bildquelle: Pixabay, 1393153, emiliefarrisphotos

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