Zeichenkurs, Exkurs 5: Comics kolorieren 4 – Farbstile, Technik und Anwendungen

Bei der Comickoloration gibt es unzählige Möglichkeiten, mit verschiedenen Farbstilen unterschiedliche Anmutungen und Stimmungen zu beschreiben. In diesem Exkurs werden wir uns einmal exemplarisch einige Anwendungsmöglichkeiten ansehen.

Farbstile © Daniel Gramsch/Aicomic

Die Farbstile bei der Comickoloration sorgen zu einem nicht unerheblichen Maße für die Wirkung der Comicseite: Ob knallbunt oder monochrom, Pinsel oder Copic, die Wahl der Farbe und der Art des Farbauftrages selbst kann entscheidend für die Comicerzählung werden. Dabei führen die verschiedensten Gründe zur der Auswahl der Künstlerin und des Künstlers, von der Ausrichtung einer Serie über den Inhalt eines Kapitels bis zu der Stimmigkeit mit dem Zeichenstil. Für den fünften Exkurs im Aicomic-Zeichenkurs habe ich einmal die gleiche Zeichnung unseres Ai Girls mit unterschiedlichen Materialien koloriert, um diese Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Farbstile und ihre Anwendung

Die Beispiele für Farbstile zeigen vor allem Werkzeugvarianten, wobei ich mit Buntstift und Aquarell sozusagen analog gearbeitet habe und am Computer die weiche und harte Koloration mit dem Airbrush und der Auswahl zeige. Dazu gesellt sich noch ein Versuch mit dem Pinsel-Tool in einer Art Speedpainting die Zeichnung zu kolorieren. Damit die Wahl für oder gegen eine Farbe nicht mit den Möglichkeiten der einzelnen Werkzeuge verwechselt wird, haben alle Bilder ähnliche Farben – es geht hier eher um die Anmutung durch die Wahl des Werkzeugs und dem damit verbundenen Farbstil, denn um die Farbgebung an sich.

Buntstift © Daniel Gramsch/Aicomic

Buntstift: Bei dieser Technik fallen zwei Dinge auf. Einerseits werden Zeichnungen spontan dynamischer, weil die Buntstift-Schraffur immer ein bisschen nach Bewegung aussieht. Andererseits sieht man aber auch, dass es gar nicht so leicht ist, deckend zu kolorieren und farbliche Abstufungen herauszuarbeiten. Dafür hat man aber den Vorteil, beim Kolorieren gleichzeitig auch zeichnen zu können…

Aquarell © Daniel Gramsch/Aicomic

Aquarell: Wasserfarben können einer Zeichnung eine eigene „künstlerische“ Anmutung geben, während man damit sehr schnell arbeiten kann. Je nach persönlichem Anspruch und der Auslegung der Zeichnung kann man die Farbe auch ziemlich genau auftragen und Effekte einbringen.

Airbrush © Daniel Gramsch/Aicomic

Airbrush: Die Computerkolorierung bietet unendlich viele Möglichkeiten, mit verschiedenen Werkzeugen zu arbeiten, die man auch untereinander kombinieren kann. Gerade der Airbrush hat dabei den Vorteil, gleichzeitig zurückgenommene, sanfte Farbstile und Verläufe erzeugen zu können und realitätsnahe Abschattierungen zu ermöglichen.

Auswahl-Technik © Daniel Gramsch/Aicomic

Auswahl-Technik: Flächen lassen sich mit einer Auswahl besser voneinander abgenzen, die Bilder wirken technischer und weniger natürlich, während sie aber eine sehr aufgeräumte Wirkung haben können. Die Auswahl-Technik sieht man derzeit in vielen Comics in verschiedenen Varianten und Auslegungen und vor allem in der Kombination mit weicheren Tools können spannende Effekte erzeugt werden.

Pinsel © Daniel Gramsch/Aicomic

Pinsel: Das Pinsel-Tool ist durch die vielen Einstellungsmöglichkeiten für etliche Anwendungen praktisch. Man kann damit versuchen, Wasserfarbe mit nassen Kanten zu simulieren, glatte Flächen können mit wenigen Strichen ausgemalt werden und man kann sogar den im Manga so beliebten Copic Effekt nachmachen. Wenn man sich im Speedpainting versucht, muss man ein bisschen aufpassen, dass die fertigen Bilder nicht zu unruhig aussehen, aber prinzipiell lässt sich mit dem Pinsel vor allem sehr schnell und sehr effizient arbeiten.

Techniken und Kombinationen bei der Comickoloration

Neben diesen gezeigten Farbstilen gibt es auch noch eine Menge Farbstile mehr, die oftmals auch durch neue Filter und downloadbare Werkzeugspitzen ergänzt werden können. Programme wie Art Rage lassen ziemlich perfekte Simulationen der Farbgebung verschiedener analoger Techniken zu und durch unterschiedliche Einstellungen in Photoshop können den Bildern weitere Anmutungen beigefügt werden.

Wenn man sich für einen Farbstil entscheidet, sollte man einigermaßen das Endprodukt im Kopf haben oder zumindest wissen, in welche Richtung die Wirkung gehen soll. Dabei ist es auch nicht verwerflich, mehrere Stile miteinander zu vermischen, denn am Ende zählt nur der fertige Eindruck und nicht, ob man mit Werkzeugen gearbeitet hat, die vielleicht als „unhip“ verschrieen sind (das Airbrush-Tool zum Beispiel haftete einmal ein solches Label an).

Mit diesem Exkurs verlassen wir dann nun auch den großen Abschnitt rund um die Comickoloration und wenden uns nun der Erstellung einer Comicstory zu. Dabei werden wir uns nicht nur Schreibtechniken ansehen, sondern auch und gerade die Arbeit der Zeichner beim Umsetzen der Autorenangaben. Außerdem werden wir sehen, welche Freiheiten man bei der Umsetzung hat und auf was man achten muss, um eine Geschichte kohärent zu erzählen.

Bis dahin: Viel Spaß beim Zeichnen!

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