Wer sein eigenes Comic gestalten möchte, braucht zunächst eine gute Idee. Da in unserem Medium prinzipiell alles möglich ist, können sich auch die Ideen, gerade bei der Figurenentwicklung, in jedem gewünschten Rahmen bewegen.
Der Figurenentwicklung bei Comiccharakteren steht alles offen: Sei es ein bestimmtes Genre, bestimmte Typen, Designelemente, das Setting oder ein Zeichenstil – es gibt keinen Grund, warum man sich beim Comics zeichnen in irgendeiner Form beschränken sollte. Man kann aus dem reichhaltigen Schatz der Genres der Literatur oder von Filmen, von Geschichte oder Psychologie schöpfen und daraus die eigenen Geschichten kreieren.
Figurenentwicklung: Wehret den Anfängen
Ein Zeichner ist in aller erster Linie ein Geschichtenerzähler – seien es einfache Storys völlig geradeaus präsentiert oder verschachtelte und tiefgreifende Erzählungen. Und das gilt auch für den Underground oder bei Kunstcomics, wenn sicherlich auch in anderem Rahmen als bei Superhelden-Geschichten oder einem Manga-Epos.
Und zu aller erst braucht man eine Idee. Die Inspiration hierfür kann aus absolut allem kommen: Einer miterlebten Situation, einem Gedicht, dem Lieblingsbuch, einer Fernsehserie oder einem Film, aus dem Spiel mit Klischees oder der Umwandlung von Genrekonventionen. Eine Designidee oder ein Name können am Anfang einer neuen Comicstory stehen. Nicht zu vergessen: Ein Auftrag, denn im besten aller Fälle hat jemand anderes die Idee, die man umsetzen soll und man wird für die Arbeit auch bezahlt.
Sehr häufig ist es auch so, dass eine einfache Strichzeichnung im Skizzenbuch den Ausschlag gibt für eine neue Geschichte (ein weiterer Grund, warum Comiczeichner immer vorbereitet sein und ihr Zeichenbuch zur Hand haben sollten). Der Möglichkeiten gibt es viele – man sollte vor allem keine Angst haben, sie umzusetzen. Denn viele scheitern bereits am Vorsatz, etwas wirklich Bedeutsames erschaffen zu wollen und dann von der weißen Seite abgeschreckt zu werden. Es ist schön, wenn man einen genialen, noch nie da gewesenen Einfall hat – es ist aber auch nicht verwerflich, wenn man sich an anderem orientiert ohne abzukupfern.
Doch eine der schönen Seiten am Comic ist diese: Man kann alles im Nachhinein noch ändern. Nichts ist in Stein gemeißelt, Designs können variiert werden und selbst das Setting kann man anpassen.
Ideen finden für ein Comic
Wenn man sich in einem Medium der populären Kultur bewegt, sollte man auch ein bisschen über jene Populärkultur wissen, sich ein wenig in den Genres auskennen und Designs verstehen. Als Inspirationsquelle können also auch Sachbücher zu allerlei Themen gelten, aber ebenso Comics selbst, Illustrationen und angesagte Comiczeichner.
Nehmen wir beispielsweise einmal unser Ai-Girl. In der Einleitung zum Aicomic – Zeichenkurs haben wir sie ja schon einmal kurz getroffen, hier in einem futuristischen Design, das Elemente von „Tron“, Cortana aus „Halo“, ein bisschen „Captain Future“ und ein wenig Masamune Shirow miteinander verband. Was wäre, wenn wir sie nun in andere Settings brächten? Welche Geschichten würden sich ergeben?
Variationen von Settings und Genres
Auf den Bildern zur zweiten Lektion sehen wir sie in einem 50er Jahre Science Fiction Setting, in einem Spaghetti-Western und in einer klassischen Film-noir-Situation. Daran kann man einiges ablesen: Zum einen zeigt dies, wie wandelbar Figuren sein können, zum anderen, wie leicht man mit Versatzstücken von Genreelementen überzeugende Storys präsentieren kann. Auf einer weiteren Ebene sieht man aber auch, dass manches vielleicht nicht ganz so sehr funktioniert.
Stellt man unser Ai-Girl als Gunslinger mit Staubmantel dar, wird man sich sofort an Sam Raimis „Schneller als der Tod“ erinnert fühlen. Die Frage ist, möchte man diesen Vergleich? Richtig durchgeführt kann es auch durchaus erfolgreich sein, aber etwas Neues, Einzigartiges ist es nicht unbedingt.
Das Image des toughen Detektivs à la Humphrey Bogart lässt sich im Noir-Bild ebenfalls schwierig auf Ai-Girl übertragen – und auch hier sieht man wieder, dass es nicht der einfachste Weg ist, aber durchaus möglich, genau auf diesem Punkt aufzubauen. Auf diese Weise könnte man beispielsweise auch einen Beitrag zu so etwas wie Genre-Kritik leisten.
Kombination von Geschichte und Design
Gute Ideen im Comic haben also auch negative Seiten, die man im Zuge der Arbeit beachten muss und versuchen sollte, sie in positive umzuwandeln.
Letztlich bleibt bei den Anfängen der Figurenentwicklung im Comic nur folgendes: Alles ist möglich, jede Kombination erlaubt und auch, wenn es nicht die originellsten Einfälle sind, kann man daran arbeiten, das Besondere daran herauszuarbeiten.
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